Eis

Bjarney, die gute alte Bjarney mit ihrer Heidenangst vor Verwünschungen, hat Wort gehalten: Eine Elfe ist gekommen. Es ist Fritzis erste leibhaftige Elfe, weshalb sie keine Vergleichsmöglichkeiten hat.Aber sie schätzt, eine Zierde ihrer Art ist diese hier nicht, eher eine gewöhnliche Durchschnittselfe, unterer Durchschnitt sogar, denn sie ist weder besonders hübsch noch beschwingt. Sind angeblich nicht alle Elfen überdurchschnittlich hübsch und beschwingt? Nun ja, sie will nicht meckern, immerhin liegt sie, malade, wie sie ist, in ihrem eigenen Bett, bekommt Kraftbrühe eingeflößt – und erstaunlich viel Besuch von Leuten, die eigentlich längst tot sind: Da sind Jón, die verrückte Finna, ihre eigene Mutter, die kleine Schwester, die nur drei Jahre alt wurde, ein süßes Ding, auch nach all den Jahren als Geist noch, und Tante Gerda von Fehmarn. Gesprächig sind sie nicht, die Gäste von drüben, sondern sitzen nur da, halten ihre Hand und nicken ab und zu gewichtig. Fritzi selbst weiß auch nichts zu erzählen, und die naheliegenden Fragen, ob Sterben schlimm ist und was genau nun eigentlich danach kommt, mag sie nicht stellen, weil sie befürchtet, die Antworten könnten ihr missfallen. Also schweigen sie.

Trotzdem ist es schön.

Was sie beruhigt: Der Enkel ist nicht unter den Besuchern. Ebenso wenig ihr geliebter Bruder. Unfassbar, wie sehr sie ihn immer noch vermisst. Jeden einzelnen Tag.

Ansonsten schläft sie viel.

Eines Tages wird sie von einem Dröhnen geweckt, und als sie die Augen aufschlägt, stellt sie fest, dass ihre Tochter sich im Raum befindet und den Bettvorleger absaugt, adrett in Pumps und Tweedkostüm. Fritzi erschrickt. Wie kommt die denn hierher mit ihren Stadtklamotten?

»Was soll der Lärm?«, fragt Fritzi, doch ihre Stimmbänder sind eingerostet, sie krächzt mehr, als sie spricht, weshalb sie warten muss, bis der Staubsauger abgeschaltet wird, um sich bemerkbar zu machen.

»Was bringt dich bloß auf die Idee, hier zu putzen?«

Die Tochter, die gerade im Begriff ist, den Raum zu verlassen, zuckt zusammen. Der Sauger entgleitet ihren Händen, ungeschickt, wie sie ist. Sie stürzt ans Bett und ergreift Fritzis Hand. »Mutti, du bist ja wach. Und es geht dir besser.«

Händchen halten mit Toten ist etwas ganz anderes als mit der eigenen lebendigen Tochter. Fritzi ist beklommen.

»Es geht mir hervorragend«, behauptet sie.

»Wie schön.«

Das Mädchen, einst gegen Liebkosungen geradezu allergisch, drückt die Hand ihrer Mutter noch fester, mit der anderen streicht sie ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, noch bevor Fritzi dagegen protestieren kann. Insgeheim ist sie froh darum. Friedvolle Sekunden verstreichen, bevor genau gleichzeitig ein Ruck durch ihre Körper geht.

»Dann will ich mal das Mittagessen aufwärmen«, sagt die Tochter. »Damit du wieder zu Kräften kommst.«

Es gibt Hühnersuppe.Angeblich nach ihrem eigenen Rezept, was sie nicht im Geringsten herausschmeckt. Die Tochter ist keine versierte Köchin. Hat sie ja auch nicht nötig, mit ihrem Talent für die

Wissenschaft.

»Hab ich dir schon erzählt, wie ich die Hühnersuppe nach Island gebracht habe?«

»Hast du, Mutti. Schon oft.«

»Die kannte man hier vorher gar nicht.«

»Ich weiß.«

»Wenn ein Huhn keine Eier mehr legte, wurde es geschlachtet und einfach vergraben, die dachten alle, das wäre schlechtes Fleisch. Bis ich eins heimlich wieder ausgegraben und Suppe davon gekocht habe. Das war ein Festessen, sag ich dir, da haben die sich die Finger danach geschleckt, diese Hinterwäldler, die hatten ja keinen Schimmer, was sie da futtern.«

»Ich kenne die Geschichte.« Die Tochter bemüht sich vergebens, nicht ungeduldig zu wirken.

Eingebildete Gans, denkt Fritzi. Soll sie ihr doch die Freude lassen,die ganze Chose noch einmal zu erzählen. Doch das ist natürlich zu viel verlangt für das vornehme Fräulein. »Meine Suppe hat aber besser geschmeckt als deine Plörre hier. Darauf kannst du dich verlassen.«

Das Mädchen steht auf, kantappert mit ihren Pumps ans Fenster, schließt es und blickt aufs Meer.Am Himmel düstere Wolken. Es sieht nach Schnee aus.

»Mensch Mutti, jetzt hör doch endlich mit deiner dämlichen Suppe auf. Wir müssen reden.«

»Ich wüsste nicht, worüber.«

»Es war nicht nett von dir, Bjarney zu drohen, du weißt doch, wie sehr sie sich so was zu Herzen nimmt. Ich dachte, ihr beidenseid beste Freundinnen. Zumal sie völlig recht hat. So kann es nicht weitergehen. Das musst du doch auch einsehen.«

Es sieht Bjarney gar nicht ähnlich, sich bei der Lütten auszuheulen.»Kind, wenn du so gegen die Scheibe redest, verstehe ich kein Wort.«

Die Tochter dreht sich um, lehnt sich gegen die Fensterbank, Hände in die Hüften gestemmt. »Du kannst hier nicht mehr länger allein wohnen.«

»Und ob ich das kann.«

»Ach ja? Und wer kümmert sich um dich, wenn ich wieder zur Arbeit muss? Wer versorgt die Viecher? Du kannst die Nachbarschaft nicht noch länger ausnutzen.«

»Ich nutze niemanden aus. Nachbarschaftshilfe ist hier auf dem Land selbstverständlich. Ich stricke dem guten Mann demnächst einen Pulli, und fertig.«

»Damit ist es nicht getan.Außerdem konntest du noch nie vernünftig stricken. Ein Pullover von dir ist reine Wollverschwendung. Da tun mir die Schafe jetzt schon leid.«

Unvermittelt presst die Tochter sich die Fäuste auf die Augen, ein sinnloses Unterfangen, die Tränen rinnen dennoch, und sie beginnt laut zu schluchzen. Fritzi kennt das von früher:Aus dem Nichts heraus verliert dieses Kind die Fassung, nachdem sie die ganze Zeit ihre Beherrschtheit mit sich herumgetragen hat wie eine Goldmedaille.

»Was gibt es denn da jetzt zu flennen?«

»Du bist so stur. Wie kann ein einzelner Mensch nur so stur sein? Merkst du nicht, was du anrichtest?«

»Ich hätte Bjarney doch in Wirklichkeit nie verflucht«, sagt Fritzi und merkt selbst, dass sie klingt wie ein verzogenes Gör.

»Darum geht es auch gar nicht.«

»Ich lasse mich von dir nicht ins Heim stecken, basta. Eher entschuldige ich mich bei Bjarney und bitte sie, ihre Elfe noch ein bisschen länger bei mir arbeiten zu lassen. Du musst dich nicht weiter kümmern. Fahr du einfach zurück in die Stadt mit deinem schicken Zwirn, und mach deine Arbeit. Ist sowieso viel wichtiger.«

Die Tochter schaltet den Tränenstrom ab und zieht eine Grimasse, die alles andere als geistreich ist. »Was redest du denn da?«

»Von Bjarneys Elfe. Sie hat sich die ganze Zeit um mich gekümmert, bevor du kamst. Du müsstest ihr eigentlich sogar begegnet sein.«

»Hier war niemand außer mir und deinem Hausarzt. Der hat zwar lange Haare, ist aber ganz bestimmt keine Elfe. Ich verrate dir jetzt mal ein Geheimnis. Es gibt überhaupt keine Elfen. Genauso wenig wie Flüche, Geister und Trolle und den ganzen anderen Mist«, sagt die Tochter und sieht dabei aus, als wolle sie ihr direkt an die Gurgel gehen. »Hier gibt es nur dich und mich und den Wahnsinn, der diese Familie befallen hat, solange ich denken kann.«

»Du nennst es Wahnsinn, ich nenne es Fluch. Wo ist der Unterschied?«

»Weißt du was? Das ist mir zu blöd. Ich fahre zurück in die Stadt.«

»Reisende soll man nicht aufhalten.«

Beim Hinausgehen tippt die Tochter sich mit dem Finger gegen die Stirn, und zwar so, dass Fritzi es sehen muss. Frech wie Oskar, das Mädchen. Die wird sich noch mal umschauen im Leben.

Der nächste Strohhalm zum Daran-Festklammern: eine Frau ohne Telefonanschluss namens Inga Hreinsdóttir auf Tröllatunga. Tal der Trolle. Der Vater von Inga und Tönges hieß Heiner, weiß Liv. Es könnte also passen, eine vage Hoffnung, besser als keine. Der Tipp kommt spätabends vom Elfenbeauftragten, sein Anruf unterbricht sie und Rúnar beim Sex, ein früher Zeitpunkt, der Fernseher läuft noch mit den isländischen Spätnachrichten, die er nebenbei verfolgt. Sie haben gerade erst angefangen, Zärtlichkeiten auszutauschen, die Kleidung ist in Unordnung geraten, der Atem geht schneller, mehr ist noch nicht geschehen. Dennoch:Auf Livs Bericht nach dem Telefonat reagiert Rúnar anders, als erwartet: unwirsch, aggressiv.

»Trollatunga. Weißt du, wo das ist?«

»Ragnar sagte, in den Westfjorden.«

»Weißt du, wo die sind?«

»Nein.«

»Sehr, sehr weit weg. Das Ende vom Ende der Welt, sozusagen.«

»Das macht nichts. Ich muss da hin.« »Wegen eines Namens?«

»Warum nicht? Das ist doch was, ein Name. Immerhin.«

Er versuchtes anders: »Dieser Ragnar ist ein Spinner. Das müsste dir doch aufgefallen sein. Wieso gibt sich jemand wie du überhaupt mit dem ab?«

»Du kennst ihn?«

»Jeder kennt ihn.«

»Ist doch eine gute Voraussetzung.«

In dieser Tonart geht es noch eine Weile hin und her, bis Rúnar aufspringt, in der Schreibtischschublade des Hotelzimmers eine Landkarte der Insel sucht und findet und diese auf der Bettdecke vor ihr ausbreitet. Er deutet auf eine Halbinsel links oben unter dem Polarkreis, die Küstenlinie zerfasert, keine größeren Ortschaften, keine Straßen. Ob sie da wirklich hinwolle, fragt er, und als sie bejaht, kratzt er sich am Hinterkopf und bietet ihr seinen Geländewagen für die Fahrt an, die in weiten Strecken über Schotterpisten führen wird.Seine Begleitung wäre ihr lieber gewesen, aber da er arbeiten muss - eine Beerdigung und eine Hochzeit –, gibt sie sich mit dem Auto zufrieden. Mit dem Sex wird es nichts mehr in dieser Nacht.

Als Liv am nächsten Morgen aufwacht, ist Rúnar verschwunden. Kurz darauf taucht er wieder auf und überreicht ihr die Autoschlüssel und eine Thermoskanne. »Kaffee. Extra stark.«

»Danke. Was glaubst du, wie lange ich brauchen werde?«

»Mindestens sechs Stunden.« Er will noch etwas sagen, hält inne und überlegt es sich anders, begleitet sie stattdessen zum Wagen. Liv nimmt hinter dem Steuer Platz, stellt den Sitz und Rückspiegel auf ihre Größe ein, während er neben der geöffneten Fahrertür stehen bleibt, in der Hand immer noch die Thermoskanne.

»Willst du wirklich fahren?«

»Natürlich.«

»Es könnte Schnee geben.« »Und wenn schon.«

»Du hast keine Ahnung, was du sagst.«

Ein Kuss zum Abschied, und Liv fährt ab. Im Rückspiegel sieht sie ihn winken – mit der Kanne, die für sie bestimmt war, ansonsten splitternackt, was ihr einen kräftigen Schrecken einjagt.

Er ist ihr erster Nackter mit Thermoskanne. Liv bremst abrupt und setzt nach kurzem Zögern zurück. Sie traut ihren Augen zwar in Bezug auf den Kaffee, hält es jedoch keinesfalls für möglich, dass Rúnar tatsächlich ohne Kleider auf der Straße steht, und entscheidet sich, ihre Vision als Wink mit dem Zaunpfahl zu begreifen. Liv schmunzelt über ihre Phantasie, hält sich für liebestoll und ist zugleich verwundert, wie nüchtern sich das anfühlt.Als sie ihn erreicht und das Fenster öffnet, sind Schuhe, Jacke und Hose, alles in Schwarz und Grau, wieder an Ort und Stelle.

»Was starrst du mich so an?«

»Ach, nur so.« Wie soll sie das erklären?

Er wittert die Lüge. »Sag schon.«

»Es ist mir peinlich.«

»Macht nichts.«

»Eben hab ich dich nackt gesehen. Auf der Straße. Du hast mit der Thermoskanne gewunken.«

Bildet sie es sich nur ein, oder wird er wirklich bleich wie kurz vor einer Ohnmacht?

Er reicht ihr den Kaffee. »Das ist ein schlechtes Zeichen.«

»Wofür?«

Keine Antwort.

Liv ist verlegen. Sie weiß wenig über isländisches Schamgefühl und hofft inständig, es nicht verletzt zu haben. »Wofür ist das ein schlechtes Zeichen, wenn ich dich nackt sehe?«, wiederholt sie ihre Frage.

Er sieht immer noch verstört aus, formt die Lippen aber mit einiger Anstrengung zu einem schiefen Lächeln. »Für deinen Hormonspiegel.«

Unterwegs Richtung Nordwest: Sonnenschein, hohe Schönwetterwolken, kaum Verkehr, wenngleich Liv noch auf der gut ausgebauten Ringstraße eins fährt, der Hauptverkehrsroute der Insel.Anfangs konzentriert sich ihre Aufmerksamkeit auf die kobaltblaue Weite zur Linken, den Nordatlantik, und ihr ist nicht klar, ob das Meer bloß deswegen so kalt und unbezwingbar erscheint, weil sie weiß, wo sie sich befindet.Ab und zu spritzt Gischt auf, die Küste ist felsig. Rechts der Straße ein Gebirgszug mit ausgedehnten Gipfelebenen und schroffen Steilhängen. Die typisch isländischen Tafelberge aus Basalt sind ihr mittlerweile vertraut, ebenso das Moos an den Hängen, intensiv grün, die Schotterhalden und die teilweise mächtigen Gesteinsbrocken im Tal. Steinlawinen. Man sieht noch den Weg, den sie genommen haben. Mittendrin steht ein Haus, und während Fallwinde so sehr am Wagen rütteln, dass Liv Mühe hat, nicht ins Schlingern zu geraten, überlegt sie, wie viel Gottvertrauen es braucht, um ausgerechnet an so einem Ort zu siedeln.

Wie am Vortag wird sie von Sehnsucht befallen, diesmal erkennt sie, es ist Sehnsucht nach Spiritualität. Sie dachte, sie sei nicht der Typ dafür, aber egal: Warum sich nicht ab und zu nach etwas verzehren, das anderen besser zu Gesicht steht? So wie manche Frauen sich lange Haare wünschen oder hochhackige Schuhe, obwohl sie wissen, dass sie nicht darauflaufen können. Ihre Weltanschauung, rührend um Rationalität bemüht, ist nicht nur für andere, sondern auch für sie selbst gelegentlich ermüdend und wird der Realität einer Landschaft wie dieser ebenso wenig gerecht wie das, was sie ihr im Religionsunterricht über die Schöpfung erzählt haben.

Beschämt stellt Liv fest, wie beharrlich ihre Gedanken um das eigene Befinden kreisen statt um Tönges, was angemessener wäre, und nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Insel hat sie ein schlechtes Gewissen, als würde sie ihn verraten und ihm damit nachträglich noch einen weiteren Grund liefern, sich abgesetzt zu haben. Es ist, wie der Polizist neulich in Lübeck sagte: »Was Sie tun, tun Sie für sich. Damit Sie sich besser fühlen.«

Aber wenn das stimmt, warum funktioniert es dann nicht wenigstens?Anfangs war alles beherrschbar, mittlerweile fühlt sie sich schlechter und schlechter, ist im Begriff, sich ganz zu verlieren. Ihr Großvater ist gegangen – und hat mehr von ihr mitgenommen, als sie verschmerzen kann.

Die Straße wendet sich vom Meer ab und steigt nach einer Weile langsam an. Eine baumlose nordische Ödnis: Weiden, das Gras winterblass und gelblich braun, außer in geschützten Senken, wo es bereits grünt, weiter entfernt das Weiß eines Gletschers und noch mehr Berge. Wie riesenhafte Wesen aus einem anderen Erdzeitalter, Dinosaurier, zum Schlummern eingerollt, oder Urzeitwale, gestrandet und versteinert.Ansonsten Leere. Mittlerweile ist Mittag, pausenlos Sonnenschein seit der Abfahrt, keine Wolke am Himmel. Liv gibt der Islandhelligkeit einen Namen: Kristalllicht. Unfassbar, wie weit hier der Blick geht, eine Atmosphäre so rein, als feiere die Erde ihren allerersten Tag. Wunderschön eigentlich, das registriert Liv durchaus. Trotzdem bekommt sie allmählich Beklemmungen. Das Land, von einer Melancholie beseelt, die sich schnell überträgt, ist erschreckend dünn besiedelt, nur zu knapp zwanzig Prozent, wie sie gelesen hat. Es kommt ihr hoch gegriffen vor. Mit jedem Kilometer zermürbt die Einsamkeit sie mehr, als würde die Reibung der Reifen auf dem grobkörnigen Asphalt ihre Nerven freilegen. Lange Fahrten allein im Auto ist sie ja gewohnt:Auf deutschen Autobahnen, meist im dichten Verkehr, der ihre Aufmerksamkeit verlangt, bemüht, sich möglichst geschickt ihren Weg durch das Gewimmel zu bahnen, um die vom Navigationssystem prognostizierte Fahrzeit zu unterbieten. Wie bei einem Computerspiel. Hier wird jeder Gegenverkehr zum Ereignis, und während sie sonst meist zu schnell unterwegs ist, ertappt sie sich immer öfter dabei, weit unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von neunzig Stundenkilometern vor sich hinzukriechen.

Sie schaltet das Radio ein. Zwei-Uhr-Nachrichten auf Isländisch, Liv versteht kaum ein Wort, abgesehen von Ortsangaben, aber die Stimme des Sprechers klingt nicht nach großen Neuigkeiten. Die Welt dreht sich weiter in Washington, Paris und Islamabad. Ohne sie.

Nach den Meldungen kommt Musik: eine heimische Punkband. Liv schaltet das Radio aus und beschleunigt auf hundertdreißig. Raum und Zeit dehnen sich aus, dem Anschein nach kommt sie kein bisschen voran, der Horizont bleibt unverändert, die Felsendinosaurier, stur wie eine Gottheit, rücken trotz der nunmehr raschen Fahrweise kein Stück näher. Lediglich der Schatten des Wagens, ein beständiger, flink über das unwegsame Gelände jenseits der Straße huschender Begleiter, bestätigt ihr, in Bewegung zu sein. Einmal schlägt die Fahrbahn einen kuriosen Haken um eine Gruppe von Felsen, auch die meistert der Schatten mühelos, und Liv muss daran denken, was Ragnar über Bauprojekte erzählt hat: Es wird Rücksicht auf Elfen genommen. Heute versteht sie das besser als noch vor zwei Tagen in Reykjavík. Wer keine Nachbarn hat, denkt sich welche. Keine Kunst, hier draußen, umgeben von so viel Schöpfung, verrückt zu werden. Damit es ihr nicht ebenso ergeht, sollte sie vielleicht mit jemandem reden. Zur Ablenkung. Ein Blick aufs Handy verrät ihr, dass tatsächlich ein Netz zur Verfügung steht. Sie versucht es bei Rúnar, erreicht aber nur die Mailbox.Als Nächstes ist Volker an der Reihe. Er meldet sich sofort. »Engel, zum Teufel!«

Sie lachen beide über den vertrauten Witz.

»Wo steckst du denn? Bist du in Ordnung? Hier geht alles drunter und drüber...« Er bricht ab, wahrscheinlich in der Annahme, dass dies nicht unbedingt die Art Information ist, die sie augenblicklich gern hören möchte,und fährt dann fort: »Aber nur das übliche Chaos, du weißt schon, nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.Und bei dir alles klar? Ist bestimmt kalt dort oben. Hast du eine Spur von Tönges?«

Seine Frage: reine Höflichkeit. Er rechnet nicht mit einem Erfolg ihrer Mission, das ist zu hören, weshalb Liv aus purem Trotz bejaht. »Ja, es läuft bestens. Ich habe gestern einen ziemlich vielversprechenden Tipp bekommen. Er könnte sich auf einem Bauernhof im Nordwesten des Landes aufhalten. Bin gerade auf dem Weg dorthin.«

»Ach ja? Das ist ja ein Ding.« Seine Stimme trieft vor Zweifel.

Liv macht sich Mut: »Stell dir vor, ich komme dort an, klingele, Tönges macht die Tür auf, und da bin ich.« Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Irgendwo muss er ja sein.

Volker, sehr besorgt: »Was machst du, wenn er dich überhaupt nicht sehen will?«

Eine berechtigte Frage. Liv schluckt trocken. »Dann sage ich ihm die Meinung und fahre wieder.«

»Bist du allein unterwegs?«

»Natürlich.« So natürlich ist es nicht, schließlich gibt es jetzt Rúnar in ihrem Leben, aber davon braucht Volker nichts zu wissen. Noch nicht. Es wird ihn freuen, selbst wenn nichts daraus wird.

»Sind die Straßen gefährlich?«

»Nein.«

»Pass auf dich auf.«

»Ich sagte doch, die Straßen sind nicht gefährlich.« »Hab ich gehört. Pass trotzdem auf. Wir brauchen dich hier noch.«

»Versprochen.«

Sie legen auf. Liv, gerührt über Volkers Sorge, fühlt sich der Einöde nach dem Gespräch besser gewachsen, weniger allein. Damit gibt sie sich zufrieden und entscheidet sich dagegen, auch noch bei Aaron anzurufen, obgleich sie seine Stimme gern hören würde. Er ist wahrscheinlich mit seinen Freunden zusammen, mit Maria. Liv will vermeiden, dass sie ihm peinlich ist, so wie einst ihre Eltern ihr.

Sie hängt faden Erinnerungen nach, bis sie merkt, dass sie erstens friert und zweitens dringend zur Toilette muss. Weit und breit keine Aussicht auf Sichtschutz.Also einfach anhalten am Straßenrand. Liv steigt aus. Gegenwind. Und was für einer. Eisig und mindestens Stärke acht, dabei unsichtbar, weil es keine Blätter und Zweige zum Umherwirbeln gibt.Auf dem Boden kreisen Miniaturtornados aus feinstem schwarzem und rötlichem Staub, die sie hinter dem Steuer nicht bemerkt hat. Da zieht vielleicht ein Sturm auf, und sie fährt mitten hinein und nimmt nicht das Geringste davon wahr. Obwohl sie sich im Windschatten des Jeeps hinhockt, wird sie beim Pinkeln fast von der Böschung gefegt und kann nicht verhindern, dass ihre Wanderschuhe etwas abbekommen. Wenigstens trägt sie ausnahmsweise nicht ihre geliebten Chucks.

Halb vier nachmittags. Verspätetes Mittagessen in einer Gemeinde namens Brú, die aus einigen weit verstreut liegenden Höfen,einer Tankstelle und einem Schnellimbiss besteht. Liv muss fast eine halbe Stunde auf ihren Hamburger warten, der Grill streikt und muss repariert werden, als Entschädigung ist der Kaffee umsonst, ein öliges Gesöff. Zu ihrer Verblüffung ist der Laden voll, die Kundschaft überwiegend männlich: derbe Kerle, kaum jünger als Tönges, passend zum Kaffee, Jugendliche in Aarons Alter und zwei offenbar befreundete Familien mit einer blonden Kinderschar, die Mütter jung, geschminkt und aufgestylt wie für einen Diskobesuch, die Väter könnten Mitglieder irgendwelcher Britpop- oder Indiebands sein, sind es vermutlich. Die Atmosphäre ist fröhlich-familiär, als würden sich alle kennen. Das anfängliche Gefühl, ein Störfaktor zu sein, legt sich schnell, weil niemand sie beachtet. Es ist warm,völlig überheizt, dennoch umklammert sie aus Gewohnheit mit beiden Händen den Kaffeebecher. Die Kinder zeichnen mit den Fingern auf den beschlagenen Scheiben: Strichmännchen, das Haus vom Nikolaus. Ob das hier auch so heißt?

Als einer der älteren Männer am Nebentisch sie anlächelt, beschließt Liv spontan, ihm ein Foto von Tönges zu zeigen. Ja, sie weiß, das würde ihn stören, zum Teufel damit. Der Alte ist jemand vom selben Schlag, die beiden könnten glatt befreundet sein. Wie sich herausstellt,spricht er, ebenso wie Tönges, kein Englisch, aber es dauert nicht lange, bis ein Britpop-Vater sich zu ihnen gesellt, um zu übersetzen. Im Nu sind sie umringt. Jeder will das Bild sehen, englische, deutsche und isländische Sprachfetzen sirren durch die Luft. Ein verschwundener Großvater, das erregt Aufsehen, da wollen alle helfen, obschon Tönges' Gesicht ihnen völlig fremd ist. Nacheinander schütteln sie die Köpfe, verneinen schulterzuckend, reichen das Foto weiter. Liv durchlebt Sekunden voller Enthusiasmus, als wäre allein die Tatsache, dass die Imbissgäste sich für ihr Anliegen interessieren, ein gutes Zeichen. Sie erwähnt Ragnar, den Elfenbeauftragen, der Name sagt ihnen etwas. Was sie von ihm halten, bleibt ihre Sache.

Der Wirt, der ihren verspäteten Hamburger und eine riesige Portion Pommes frites an den Tisch bringt, hat im Laden dann und wann Geschichten über Inga im Tal der Trolle gehört, wie er sagt. Sie lebe dort draußen seit Jahren ganz allein und verstehe sich, das sei allgemein bekannt, hervorragend aufs Stricken.

Ob sie in den Westfjorden geboren sei?

Nein, eine Zugereiste.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer.

»Do you want to go there?«

Liv bejaht.

Es hat nicht den Anschein, als hielte der Wirt das für eine schlüssige Idee. Sie überlegt, ihm die Zusammenhänge zu erklären, doch sie müsste zu weit ausholen, es erscheint ihr zu kompliziert. Stattdessen sagt sie lediglich, sie habe einen Hinweis bekommen.

»Snjór«, mischt sich der Alte vom Nebentisch ein, der zuerst gelächelt hat, und jemand übersetzt: »Snow . Schnee.«

Liv kannte das Wort bereits von Rúnar.

Der Britpop-Papa warnt vor schlechten Straßen.

»It's okay«, sagt Liv. »I have a good car .«

»Take care.« Der Wirt, ein Mann um die fünfzig mit kleinen grauen Augen und schütterem Haar, harrt noch eine Weile neben ihrem Tisch aus, bevor er zur Theke zurückgeht, was für die anderen Gäste offenbar ein Zeichen ist, zum Tagesgeschehen zurückzukehren. Liv beißt in ihren Hamburger. Er ist ziemlich gut durchgebraten,an den Rändern sogar verkokelt. Das stört sie nicht weiter.

Nach der Rast blitzt fast so etwas auf wie Urlaubsstimmung, obwohl die Sonne sich nun mit einem Gewand aus eisblauem Gewölk verschleiert. Wenigstens kommt Liv mal raus, auch wenn der Grund furchtbar und Island kein Reiseziel ist, welches sie aus freien Stücken gewählt hätte. Sie wäre sicherlich mit ihrem Surfboard nach Hawaii geflogen, da wollte sie immer schon mal hin. Was sie freut: Die Straße, jetzt mit der Nummer einundsechzig versehen und bloß noch eine Schotterpiste, führt wieder am Meer entlang. Ein flüchtiger Kontrollblick auf die Straßenkarte macht ihr bewusst, dass sie gerade zum ersten Mal in ihrem Leben den Arktischen Ozean zu sehen kriegt. Das Nordpolarmeer. Es sieht trister aus als zuvor der Atlantik, mehr grau als blau, wegen der fehlenden Sonne, kaum Brandung, keine Schaumkronen. Liv ist seltsam enttäuscht. Sie weiß selbst nicht genau, was sie erwartet hat. Eisschollen vielleicht oder Riesenwellen, irgendetwas Spektakuläres.

Trotzdem beschließt sie, kurz anzuhalten, um ein paar Schritte am Strand spazieren zu gehen und einen weiteren Becher Kaffee zu trinken, den dritten oder vierten. Das fettige Essen hat sie müde gemacht.

Es ist nicht mehr ganz so windig, dafür sehr kalt, höchstens ein oder zwei Grad, die Luft riecht nach Eis, frisch, feucht und sauber, und Liv gefällt die Vorstellung, dass sie direkt vom Nordpol kommt und noch von keinem anderen Lebewesen vor ihr probiert wurde. Rúnars Kaffee aus der Thermoskanne schmeckt viel besser als der aus dem Schnellrestaurant. Zum Trinken setzt sie sich auf einen Baumstamm. Obgleich es auf der Insel keine Wälder gibt, ist der Strand übersät mit mächtigen Stämmen, glattgeschliffen von der See und so weiß gewaschen, dass die spärlichen Sonnenstrahlen reflektiert werden, die noch gelegentlich durch die Bewölkung spuken. Treibholz. Das Wasser schimmert wie Quecksilber. Schnee gibt es auch, ein paar armselige Häufchen. Nicht der Rede wert.

Abends, nach sechs. Liv hat die Westfjorde erreicht und Hólmavík, die letzte, lächerlich winzige Ortschaft vor dem Niemandsland, hinter sich gelassen. Dort gibt es eine Pension, in der sie auf dem Rückweg übernachten könnte. Doch erst mal gilt es, überhaupt ans Ziel zu kommen. Inzwischen ist ihr Mobiltelefon ohne Empfang, was zwar keine Überraschung ist, aber dennoch ein mulmiges Gefühl auslöst. Man ist schon ziemlich daran gewöhnt, jederzeit erreichbar zu sein und telefonieren zu können.Außerdem ist Liv frustriert: Sie hat viel länger gebraucht, als angenommen, und kann sich dies nicht wirklich erklären, auch nicht mit dem kaputten Grill in Brú. Nun müsste sie unbedingt Gas geben, verlorene Zeit gutmachen, denn später als acht oder schlimmstenfalls neun Uhr abends will sie bei der fremden alten Frau unter keinen Umständen auf der Matte stehen. Zu ärgerlich, dass die Schotterpiste kaum mehr hergibt als eine Geschwindigkeit von vierzig Stundenkilometern.

Auch wegen des Schnees.

Alle hatten recht mit ihren Warnungen. Liv ist wieder im Winter, mitten im Mai. Die gebirgige Fjordlandschaft im Norden döst im silbernen Abendlicht vor sich hin. Eine sagenhafte Gegend. Beim ersten Fjord verschlug es ihr sekundenlang den Atem, so dramatisch erschien von oben der Blick auf die enge Meeresbucht, die sich, umfasst von steilen Hängen, tief hinein ins Land gefressen hat, die schwarzen Basalttafeln gezuckert, Eisformationen am Strand. Danach folgte ein zweiter Fjord wie der erste, ein dritter, ein weiterer – und die Begeisterung wich dem Gefühl, schon wieder kein Stück vorangekommen zu sein. Zumal ihren Fahrkünsten einiges abverlangt wird, denn die Piste schlängelt sich oft hoch über der See in Serpentinen die zerklüftete Küste entlang. Zwar wurde offenbar regelmäßig geräumt, doch es bleibt kaum Platz für ein so großes Auto wie den Jeep, am Rand zur Bergseite hin türmt sich eine Mauer aus beiseite geschobenem Schnee. Rechts der Abgrund. Sie versucht, nicht an Gegenverkehr zu denken. Zum Glück kommt keiner. Und die Reifen haben festen Halt.

Liv gähnt und trinkt im Fahren den letzten Schluck Kaffee aus der Thermoskanne. Er ist längst kalt. Wie viele Stunden sind vergangen, seit Rúnar ihn für sie gekocht hat? Vielleicht sieben. Es könnten genauso gut Tage sein. So hoch im Norden macht das keinen Unterschied, der komplette eisige Frühling ist ein einziger langer Tag, wie es scheint, mit dämmrigen Abschnitten, aber ohne Nacht. Einmal passiert sie eine Siedlung, im Ortskern rottet eine Fischfabrik vor sich hin.Ansonsten nichts als Natur.Überwältigend.Aufreibend in ihrer Erhabenheit.

Liv kommt aus dem Gähnen nicht mehr raus. Sie fühlt sich schläfrig und schwer, als würde das Blut in ihren Adern auf mysteriöse Weise dicker und dabei schwerer und schwerer werden. Je mehr Kaffee sie getrunken hat, desto schlimmer wurde es.

»Reiß dich zusammen«, sagt sie und schlägt mit der flachen Hand aufs Lenkrad.

Zu allem Überfluss fällt jetzt auch noch Schnee. Zuerst weißes Puder, auf die Scheibe gehaucht, kein Grund, überhaupt die Wischer zu betätigen. Dann Graupel, Hagel und zuletzt satte Flocken, fast handflächengroß. Nichts ist so ermüdend wie das Fahren bei Schneefall, stellt Liv fest.Als würde sie in einen Tunnel hineingesogen. Trotz des niedrigen Tempos. Ein neues Problem: Der Schotter wird rutschiger.

So müde ist sie nie zuvor gewesen, im Leben nicht.

Das Letzte,was sie sieht: Farben.Als sie um eine Kurve fährt, plötzlich Gegenlicht, die Sonne steht tief, färbt den Tunnel aus Schneetreiben rosa, lavendelfarben, ocker, rot. Himmel, Wolken und Meer – alles eins, alles bunt, trotz des Schnees, der doch weiß sein sollte, ein verrücktes polares Farbinferno. Die Erde ist rund und dreht sich, das ist ja nichts Neues, aber normalerweise merkt man es nicht so stark.

Ihr Magen sackt durch.

Die Räder greifen nicht.

Dann ein Schlag, und die Piste wird noch holpriger als zuvor, die Lenkung schwergängig. Sie muss gegen lenken. Gleich.

Jetzt ... ist sie ... nur müde, sonst nichts.Zu müde, die Arme bleischwer, fast schon gelähmt. Einmal kurz die Augen zumachen, für eine gestohlene Sekunde, dann wird es sicher besser. Ist ja sowieso kein Verkehr hier draußen.

Wieder hebt sich der Magen, und draußen knallt es laut. Woher auf einmal dieser Lärm?

Ist doch gar keine Sprengung für heute angesetzt.

Liv wird wach, weil sie friert. Dass ihre Stirn auf dem Lenkrad ruht und penetrant schmerzt, während beide Arme seitlich hinunter baumeln wie die Glieder einer Puppe, hätte sie sicherlich nicht aus dem Tiefschlaf gerissen. Die Kälte schon. Minusgrade, definitiv. Es dauert eine Weile, bis sie wahrnimmt, wo sie sich befindet, und als sie es schließlich begreift, wird ihr vor Schreck schlagartig heiß: Sie hat tatsächlich einen Unfall gebaut, mit Rúnars Jeep, einem viel zu sicheren, viel zu neuen und viel zu teuren Gefährt, um es zu Schrott zu fahren. Ist sie eingeschlafen oder durch den Unfall bewusstlos geworden? Sie erinnert sich an die Müdigkeit, die sie zuvor befallen hat. Wann war das? Der Blick auf die Uhr ist niederschmetternd: schon nach neun. Gegen zehn wollte sie sich bei Rúnar melden. Wie soll sie ihm das bloß erklären? Weitaus wichtiger als die Frage, ob sie selbst in Ordnung ist, erscheint es Liv, herauszufinden, welchen Schaden der Geländewagen davongetragen hat. Sie dreht den Zündschlüssel:keinerlei Reaktion, nicht das geringste Lebenszeichen vom Motor, die Anzeigen auf dem Armaturenbrett schwarz.»Scheiße.«

Wo, zum Teufel, steckt sie überhaupt? Ausblick Fehlanzeige, die Frontscheibe ist mit einer Schneeschicht bedeckt, der Scheibenwischer funktioniert logischerweise ebenso wenig wie der Rest, die Seitenfenster sind beschlagen oder sogar gefroren, genau lässt sich das nicht ausmachen. In der Kabine diffuses Halbdunkel, indem ihr Atem weiße Wölkchen bildet. Eine gewisse Komik hat das alles schon. Liv lacht auf, verstummt aber sofort, als sie die eigene Stimme in dem stillen Raum vernimmt. Sie klingt, als hätte sie den Verstand verloren. Wenn sie nicht aufpasst, gibt Island ihr den Rest.

»Große Scheiße.«

Liv befühlt vorsichtig ihren Körper, findet keinerlei Verletzungen, bis auf eine Beule am Kopf. Davon ermutigt, fasst sie sich ein Herz, stößt die Fahrertür auf, klettert ins Freie und ist sofort erleichtert: Der Wagen sieht zumindest äußerlich unversehrt aus. Kein Blechschaden also. Den Motor wird man schon reparieren können, womöglich ist nur die Batterie erfroren. Und falls die Reparatur doch aufwändiger würde und damit teurer, müsste sie eben ihre Versicherung in Deutschland bemühen. Sie fragt sich gerade, ob die Haftpflicht zuständig wäre, als ein Krachen sie aus ihren Gedanken reißt, ähnlich wie das Splittern von Holz, nur sehr viel lauter. Es kommt aus dem verschneiten Boden, tief unter ihr. Der genau genommen kein Boden ist, kein fester zumindest, sondern ein schwankendes Etwas, unter dem Schnee dunkel und äußerst lebendig. Liv begreift – und erstarrt. Sie ist nicht nur von der Piste abgekommen, was schon schlimm genug wäre. Sie steht auf Eis.

»Hilfe.« Sie muss schon wieder lachen,die reine Hysterie, klettert zurück hinter das Steuer, um erneut den Schlüssel im Zündschloss zu drehen. Wieder vergebens.

»Hilfe.« Liv ruft nicht, sie spricht das Wort aus wie eine Beschwörungsformel. Die Antwort des Eises: ein tiefes Stöhnen und erneutes Krachen, länger anhaltend und noch lauter als das vorangegangene. Sie muss hier weg.Überstürzt rafft sie ihre Sachen zusammen,den Rucksack mit den Bildern von Inga und Tönges, den Parka, ihren Schal, steigt aus und rennt einfach los, rennt so schnell sie kann. Unter ihr rumort der gefrorene Grund, was sie abermals beschleunigen lässt, denn Eis ist nicht ihr Element, sie hat kein Gespür dafür, wann es bricht, und von ihm verschlungen zu werden, das ist der größte Alptraum, den sie sich vorstellen kann. Nur nicht stehen bleiben.

Livs Füße berühren kaum mehr den Boden, bis sie sich irgendwie verheddern und sie lang hinschlägt, eine Weile bäuchlings schlittert und schließlich regungslos liegenbleibt, darauf gefasst, innerhalb der nächsten Sekunden durch einen Riss in die Tiefe gezogen zu werden.Aber nichts dergleichen geschieht. Das Eis arbeitet nicht weiter, sie hört nichts bis auf das Pfeifen in den Ohren und das Hämmern ihres eigenen Herzens, das wie besessen pumpt.Die Lunge brennt. Sie hat sich im Fallen die Unterlippe blutig gebissen,Arme und Beine zittern und tun weh, als hätte jemand sie zerlegt und falsch wieder zusammengebaut. Trotzdem die Ahnung: Der Sturz war eine glückliche Fügung.Ansonsten wäre ihr wohl noch länger entgangen, dass sie keinen Plan hat, in welche Richtung sie sich überhaupt wenden soll.

Langsam kniet Liv sich hin, steht auf, klopft den Schnee von der Kleidung, wischt mit dem Schal das Blut von Lippen und Kinn und schaut sich um. Sicht gleich null bei konstanter Helligkeit, wie Kunstlicht hinter Milchglasscheiben.Als könne man sich den Kopf daran einhauen. Gefrorener Nebel oder Wolken, sie weiß es nicht. Die Einsicht, orientierungslos zu sein, trifft sie wie eine Ohrfeige. Keine Chance, das Ufer auszumachen, sie ist ja nicht einmal in der Lage, zu erfassen, ob die Eisfläche zu den Ausläufern eines Fjordes gehört oder zu einem See, was angenehmer wäre, dann bestünde wenigstens nicht die Gefahr, ins offene Meer zu laufen. Waren auf der Karte nicht auch Seen eingezeichnet? Leider hat Liv nicht die geringste Vorstellung davon, wo genau sie sich befand, als der Unfall passierte. Was für eine verzweifelte Lage, selbst verschuldet. Wie konnte ihr das nur passieren? Und welche Möglichkeiten bleiben ihr jetzt noch, heil aus der Sache herauszukommen?

Liv erwägt zwei Möglichkeiten: Sie könnte ihre Spuren zurück zum Auto verfolgen und dort die Hupe betätigen. Das dürfte funktionieren, sogar wenn der Motor tot ist. Jemand muss sie hören, ein Autofahrer oder ein Bauer auf einem Einödhof. Oder sie versucht, auf eigene Faust wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen, indem sie sich auf ihr Gespür verlässt.Aber welches Gespür? Beide Varianten sind wenig überzeugend. Nicht lange, nachdem sie sich für die zweite entschieden hat, tauchen erst ihre eigenen Fußstapfen und gleich darauf der Jeep vor ihr auf, offenbar ist sie unfähig, die Richtung zu halten. Es ist wirklich zu komisch, regelrecht grotesk, doch das Lachen ist ihr vergangen. Wo sie nun einmal da ist, kann sie auch gleich hupen. Wie erwartet hat die Hupe keinen Schaden genommen, ihr Lärm ist ohrenbetäubend, solange man danebensteht, und verliert sich doch in der Weite wie das Summen von Fliegen an einem Sommertag. Mittlerweile, da das Eis seit einer geraumen Weile schweigt und sich keine Risse zeigen, wird Liv etwas sicherer, und nach einer Weile lässt sie die Hupe los und durchsucht den Kofferraum nach etwas Nützlichem. Sie findet eine Wolldecke, ein Paar Herren-Winterstiefel und einen Campingkocher, den sie sofort in Gang bringen will. Es gelingt ihr nicht. Dann wieder ein Splittern, sie realisiert die Schwingungen der Eisfläche und startet einen neuen Anlauf, die Straße zu erreichen, von der sie gefallen ist. Mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht rennt und zumindest darum bemüht ist, die Nerven zu bewahren. Was sie sich einbläut:Allzu weit kann es nicht sein. Schließlich legt ein führerloses Fahrzeug keine zig Kilometer zurück – auch nicht auf Eis. Einer jämmerlich verspäteten Eingebung folgend, sucht sie nach Reifenspuren, findet aber keine.Anscheinend ist sehr viel Schnee gefallen, während sie ohnmächtig war oder schlief. Sie geht in die Richtung, aus der das Auto gekommen sein müsste, falls es sich nicht um die eigene Achse gedreht hat, bevor es zum Stehen kam. Darüber sollte sie jetzt besser nicht nachdenken.

Obgleich Liv zügig voranstapft, ist ihr inzwischen wieder genauso kalt wie unmittelbar nach dem Aufwachen. Sie hat sich Rúnars Decke über die Schultern gelegt: ein Stück isländische Handarbeit, Schurwolle, leicht und dabei äußerst wärmend. Zumindest, wenn man daheim auf dem Sofa sitzt. Hier draußen bringt sie nicht viel. Zumal es ihr vorkommt,als würde der Frost mit jeder Minute strenger werden, ein regelrechter Temperatursturz. Ihr blutbefleckter Schal ist hart gefroren, und Liv merkt, wie sich an ihren Wimpern Eisklümpchen bilden.

Nach der eher rauschhaften Panik von vorhin wird sie nun von einer rohen Angst befallen, die sie alles überdeutlich wahrnehmen lässt: das helle Abendlicht über dem Nebel, den sauberen Geruch der Luft – fast wie frische Wäsche –, den Duft von Treibholz und wieder die Stimme des Eises, ein Murmeln jetzt. Eindrücke von ergreifender Schönheit. Die Angst zerkratzt ihr trotzdem das Gesicht, packt ihren Kehlkopf und presst ihn zusammen. Dann tritt sie ihr in den Unterleib. Liv krümmt sich und zieht ernsthaft die Möglichkeit in Betracht, zu kapitulieren. Jeder Atemzug, jedes Blinzeln fühlt sich an wie etwas Krankes, Widernatürliches, unfassbar Schweres. Was für eine Erleichterung es wäre, sich jetzt hinzulegen. Sie hat sogar eine Decke. Was zu viel ist, ist zu viel. Sie ist derartige Belastungen nicht gewöhnt, sie muss sich einfach ausruhen. Liv geht langsamer, schwenkt in Gedanken bereits die weiße Fahne. Weil sie weiß, dass sie nie wieder aufstehen würde, schließt sie mit sich selbst einen Kompromiss: Stehen bleiben ja, hinlegen nein. Wenn sie wenigstens etwas weiter vorausblicken könnte.

Sie verschnauft in gekrümmter Haltung, die Arme vor der Brust verschränkt. Ein Verdacht, der sie schon eine Weile plagt, wird zur Gewissheit: Nicht die Wut, sondern die Angst ist ihr größter Feind. Sie wird beherrscht davon:Angst, sich irgendjemandem ganz hinzugeben, als Mutter, Geliebte, Tochter, und sich dabei zu verlieren. Mit der Konfrontation hier draußen scheint sich ihr Schicksal zu erfüllen. Tönges' Verschwinden und ihre Reise nach Island, ja sogar Dinge, die davor geschahen, wie Aarons Einzug bei ihr und der Spaziergang im Februar mit ihrem Großvater am Fluss, jede einzelne Fügung kommt ihr plötzlich vor wie von einer immanenten Logik gesteuert – mit dem Ziel, sich selbst endlich auf die Schliche zu kommen.

Genau das ist es.

Da hat sie ihre heiß ersehnte Spiritualität: Keine vierundzwanzig Stunden in freier Natur, und schon dreht sie so sehr am Rad,dass sie es mit jedem dieser einheimischen Elfenspinner aufnehmen könnte.

»Ich kann das«, sagt Liv zu ihrer Angst, ohne zu kapieren, was genau sie damit meint. Was kann sie? Leben? Weiteratmen und vorwärtsgehen? Tönges finden und neu anfangen?

Für den Anfang probiert sie es mit Gehen. Weil die Kälte sie zunehmend schwächt und es ihr obendrein vorkommt, als würde die gesamte Landschaft, die sie nicht sieht, das Meer, die Berge, der Himmel, sich köstlich über sie amüsieren, fängt sie an zu fluchen, umso mehr, je schwächer ihre Beine werden. Das tut ihr gut. Besonders einfallsreich ist sie nicht. »Scheiße. Scheiße. Scheiße.«

Sie muss daran denken, wie ihr Großvater bei der Arbeit geflucht hat, unentwegt, richtig üble Wörter, und wie sehr sie das als Kind beeindruckt hat.Am besten gefielen ihr die Beleidigungen für die Arbeiter: Jauchemaul. Walarsch. Fellfresse. Und viele mehr, die ihr heute nicht mehr einfallen. Sie selbst hat er oft Zwergpygmäe genannt. Jedenfalls so lange, bis sie in die Pubertät kam und größer wurde als er. Sie muss Tönges einfach finden.

Als Liv ihre Glieder vor Kälte kaum noch spürt, ändert sich der Untergrund, das Eis wird riffelig. Gefrorene Wellen. Wenig später steht sie auf festem Boden, ebenso schneebedeckt zwar, aber sie ist sich sicher: Sie hat den Strand erreicht, oder das Ufer. Fragt sich bloß, wo die Straße ist.

Leider endet der schmale Strandabschnitt an einem Abhang: Steilküste. Die allerdings nicht hoch sein kann, schließlich ist sie von dort oben ja gekommen, und wenn der Fall sehr tief gewesen wäre, könnte sie kaum derartig unversehrt sein und der Jeep ebenso wenig.

Liv beschließt zu klettern. Die Böschung führt steil, aber nicht senkrecht bergan. Schwierigkeiten bereitet ihr der Schnee, weil er immer wieder nachrutscht: ein weicher, nahezu pudriger Neuschnee, der fällt wie Sand. Sie erkennt das Gefühl wieder: Sie hat davon geträumt – und genau wie in ihrem Traum kämpft sie auf stoische Weise dagegen an. Fallen und aufstehen. Immerfort. Abrutschen, sich fangen und den Aufstieg von vorn beginnen. Manchmal versinkt sie bis zum Bauch.Einmal stürzt sie so unglücklich, dass sie kopfüber in einer tiefen Schneewehe landet, und da sie dabei aufschreit, schluckt sie Schnee, ihr ganzer Mund ist voll davon. Sie kann nicht atmen. Das war es dann,denkt sie, und davon wird sie wütend. Ein willkommener Beistand: Endlich, endlich kehrt die Wut zurück, und zwar um ihr den feigen Arsch zu retten. Sie strampelt ohne Sinn und Verstand, dafür jedoch mit voller Kraft um ihr aus dem Ruder gelaufenes Leben.

Und tatsächlich: Liv gelingt es, sich zu befreien, nach zwei weiteren vergeblichen Anläufen überwindet sie auch die Böschung und findet sich auf der Straße wieder, wo sie sich vor Erleichterung ein paar Tränen gestattet, die auf ihren Wangen sofort gefrieren. Die ersten Schritte legt sie im Bewusstsein einer Geretteten zurück. Schade nur, dass kein Auto kommt. Lange nicht. Sie schaut auf die Uhr: erst Viertel nach zehn. Unfassbar. In der letzten Stunde ist sie ganz bestimmt um zehn Jahre gealtert.

Nach einer weiteren halben Stunde, einer eisigen Ewigkeit also, wird es merklich wärmer, was nichts daran ändert, dass Liv weiterhin friert. Der teure Parka: kaum mehr als eine Attrappe angesichts dieser Zustände – trotz Webpelz und angeblicher Kriegsfliegertauglichkeit. Ihre Zähne schlagen unkontrolliert aufeinander, so bibbert sie. Das ist ihr zuletzt als Kind passiert, auf einer Abrissbaustelle. Sie hat einen metallischen Geschmack im Mund.

Es fängt wieder an zu schneien. Wind kommt auf, jault um ihre Kapuze und peitscht Liv die grobkörnigen Kristalle direkt ins Gesicht, woraufhin die Haut auf den Wangen schmerzt wie bei einem Sonnenbrand. Als die Böen stärker werden, vertreiben sie den Dunst, die Sicht verbessert sich aber kaum, da nun zusätzlich zu dem ergiebigen Niederschlag auch noch Treibschnee über die Straße fegt. Ab und zu erhascht Liv einen kurzen Blick auf die Eisfläche oder auf steile Hänge, bizarre Felsengesichter mit schwarzen Augenhöhlen und riesigen Nasen, und sie beginnt sich Gedanken über Lawinengefahr zu machen. Die Hoffnung auf einen Wagen, der sie mitnehmen könnte, hat sie aufgegeben. Kein Durchkommen, vermutlich ist die Route sogar gesperrt worden. Denn die Schneedecke auf der Schotterpiste geht ihr mittlerweile bis zu den Waden, einzelne Wehen, in die sie trotz aller Achtsamkeit ständig gerät, lassen sie bis zu den Hüften versinken. Und der Räumdienst wird sicher nicht vor dem nächsten Morgen ausrücken. Bis dahin könnte sie längst hinüber sein. Sie macht sich nichts vor, ihre Lage ist mehr als verzweifelt. Als Kind hat Liv ein Buch gelesen, in dem ein Trapper in einen Blizzardgeriet. Der hat nur überlebt, weil er sich im Schnee eingrub. Die Kunst dabei, außer dass es ein gewisses Geschick braucht, eine stabile Höhle zu schaufeln: nicht einzuschlafen. Das wäre im Augenblick zu viel verlangt. Die entsetzliche Müdigkeit von vorhin hat sie eingeholt, sie hat sogar beim Gehen Mühe, sich wach zu halten. Sicherlich wäre es sinnvoll gewesen, auf die Festigkeit des Eises zu vertrauen und im Auto auszuharren, bis Hilfe kommt. Hinterher ist man immer schlauer.

Ganz allmählich wird es dunkel, doch eine Resthelligkeit bleibt, ein fahles, totes Licht. Genug, um die eigenen Beine zu erkennen mit den vom Schnee durchnässten Hosen, den erschöpften Gang, eher ein Straucheln. Manche Windstöße bringen sie zu Fall. Wenigstens stößt sie sich nichts.Als sie irgendwann nicht wieder hochkommt,weil eine Sturmböe die nächste jagt, kriecht sie auf allen vieren weiter, was zum Heulen ist, und das tut sie auch. Dabei ruft sie sich einige ihrer großen Sprengprojekte ins Gedächtnis und geht, so detailliert wie nur irgend möglich, die kompletten Abrissplanungen noch einmal durch. Die beste Erinnerung: ein Hochhaus im Hamburger Zentrum, zwölf Stockwerke, enge Bebauung, in der Nähe historische Bauten, auf die Rücksicht genommen werden musste, Nachbarn, die gegen die Sprengung klagten. Zwei Unternehmen hatten vor ihr das Handtuch geschmissen, sie blieb dran, und jeder Tag lief wie am Schnürchen. Damit hat sie sich in der Szene überhaupt erst einen Namen gemacht. Und das bestimmt nicht, um jetzt hier im Niemandsland schockgefroren zu werden.

Liv rappelt sich auf und marschiert weiter.

Bis sie in der Ferne ein Licht sieht, gelbes, warmes Licht wie von einer Glühbirne. Von da an rennt sie nur noch, mobilisiert Kraftreserven, von deren Existenz sie nichts ahnte, sie katapultiert sich voran, auf das Licht, die Wärme zu. Da muss ein Haussein. Muss einfach. Wenn nicht, ist eben Schluss. Schicht im Schacht, wie Tönges gesagt hätte.Aber so weit soll es nicht kommen.

Verschwitzt und vereist zugleich und lauter keuchend, als der Wind zu heulen vermag, erreicht Liv den hellen Schein, ja, halleluja, sie hatte recht, er gehört zu einem Fenster, gegen das sie nun mit beiden Fäusten hämmert, bis eine Außenbeleuchtung aufglimmt, die Haustür einige Meter rechts von ihr einen Spaltbreit geöffnet wird und eine Frauenstimme etwas Unverständliches ruft. Sie will antworten, bekommt aber keinen Ton heraus, und während der letzten Meter bis zum Eingang werden ihre Glieder weich wie Gummi, und sie merkt, wie sie langsam das Bewusstsein verliert, zuletzt funktioniert nur noch die Nase, und die täuscht sie selten. Drinnen riecht es nach Suppe.